Was ist Kratom?
- Stefan Schmidt

- 19. Okt.
- 6 Min. Lesezeit
Herkunft, Geschichte und Bedeutung einer besonderen Pflanze
von Stefan Schmidt
Wenn Tropenlicht durch Blätter fällt - Was ist Kratom?
Die Sonne steht tief über Kalimantan. Feuchtigkeit hängt in der Luft, Vögel rufen, und über allem liegt das Summen der Insekten. Zwischen Mahagonibäumen und Bananenblättern steht ein Baum, dessen Blätter im Gegenlicht glänzen – Mitragyna speciosa, in der Region schlicht Kratom genannt.
Was für die Menschen hier alltäglich ist, sorgt in Europa noch immer für Fragen. Kaum eine Pflanze hat in den vergangenen Jahren so viele Diskussionen ausgelöst – zwischen Begeisterung und Vorsicht, Hoffnung und Regulierung.
Dabei ist Kratom kein modernes Phänomen, sondern Teil einer langen botanischen Geschichte.

Die Wurzeln – Botanik und natürliche Vielfalt
Kratom gehört zur Familie der Rötegewächse (Rubiaceae), derselben Pflanzenfamilie, zu der auch Kaffee und Chinarinde zählen. Der Baum kann bis zu 25 Meter hoch werden, liebt feuchte, humusreiche Böden und wächst am liebsten dort, wo Flüsse träge durch den Dschungel mäandern.
Seine Blätter sind groß, glänzend, deutlich geadert – und chemisch betrachtet kleine Wunderwerke. Über vierzig Alkaloide wurden bisher identifiziert, jedes mit leicht unterschiedlicher Struktur und Wirkung im pflanzlichen Stoffwechsel. Diese Stoffe dienen der Pflanze selbst als Schutz – gegen Fraßfeinde, Pilze und Mikroorganismen.
Dass Menschen diese Blätter bemerkenswert fanden, kam erst viel später.
Eine Pflanze mit Geschichte
In Südostasien wird Kratom seit Jahrhunderten erwähnt. Alte Aufzeichnungen aus der Zeit des Königreichs Siam berichten von Bauern, die den Baum „Kakuam“ nannten und seine Blätter respektvoll behandelten. In Malaysia war er Teil sozialer Rituale, in denen Pflanzen, Arbeit und Gemeinschaft zusammengehörten.
Als niederländische Forscher im 19. Jahrhundert durch die Kolonien reisten, beschrieben sie Kratom erstmals wissenschaftlich. Pieter Willem Korthals notierte 1839: „Ein Baum von sanftem Duft und kräftiger Blattform, genutzt von den Eingeborenen auf mancherlei Weise.“
Was für Botaniker damals Neugier weckte, ist für viele Menschen in den Ursprungsländern bis heute ein Stück Kulturgeschichte – eine Pflanze, die zur Landschaft gehört wie Reisfelder und Bambusdächer.
Die Chemie – ein Labor voller Fragen
Moderne Labore haben das Blatt längst zerlegt, analysiert, katalogisiert. Rund 40 Alkaloide wurden bisher identifiziert, zwei davon stehen im Zentrum der Forschung: Mitragynin und 7-Hydroxymitragynin.
Beide Stoffe interagieren mit Rezeptoren im menschlichen Körper, die auch bei der Erforschung neuer Schmerzmittel eine Rolle spielen. Das macht Kratom für die Wissenschaft interessant – nicht als Geheimtipp, sondern als mögliche Quelle neuer Erkenntnisse über pflanzliche Chemie.
Studien an Universitäten in den USA, Japan und Europa vergleichen die Molekülstrukturen mit bekannten Substanzen, untersuchen Toxizität, Stoffwechsel und Stabilität. Die Ergebnisse sind vielversprechend.
Vom Regenwald zur Welt
Heute wird Kratom in mehreren Regionen Indonesiens kultiviert. Familienbetriebe in Westkalimantan sammeln die Blätter, trocknen sie auf Bambusgittern und mahlen sie zu feinem Pulver. Der Handel läuft über Hafenstädte wie Pontianak und Surabaya.
Seriöse Exporteure arbeiten mit Kooperativen, um nachhaltige Erntepraktiken zu fördern:
keine Rodung alter Bäume,
kontrollierte Trocknung ohne chemische Zusätze,
faire Bezahlung der Pflücker,
Laborkontrolle vor dem Export.
Diese Sorgfalt entscheidet darüber, was am Ende in Europa ankommt – und unterscheidet hochwertige botanische Rohstoffe von anonymen Massenwaren.
Europa entdeckt Kratom
In den 2000er-Jahren tauchte Kratom in westlichen Medien auf – zuerst in wissenschaftlichen Artikeln, später in Foren und Fachmessen für ethnobotanische Forschung.
Während einige Länder Kratom vorsorglich einschränkten, wuchs das Interesse an sauber dokumentierten, analysierten Proben. Denn je besser eine Pflanze verstanden wird, desto klarer lassen sich Risiken und Nutzen einordnen.
Europa lernte Kratom also nicht über Mythen kennen, sondern über Forschung und Regulierung.
Nachhaltigkeit – Kratom als Teil des Ökosystems
Wer einmal einen Kratombaum in freier Natur gesehen hat, erkennt schnell: Er steht nicht in Reih und Glied wie eine Plantage. Zwischen Farnen, Kautschuk und wildem Ingwer bildet er kleine Inseln im Wald. Seine Wurzeln halten den Boden, seine Krone spendet Schatten.
Für viele Dörfer in West- und Zentralkalimantan ist Kratom heute mehr als ein Handelsgut. Es ist eine Möglichkeit, Wald zu bewahren, statt ihn zu roden. Ein älterer Sammler in der Region sagt es so:
„Solange die Bäume stehen, haben wir Arbeit. Wenn sie gefällt werden, ist alles weg.“
Dieser Ansatz – Erhalt statt Ersatz – macht Kratom zu einer der wenigen Pflanzen, die ökonomisch und ökologisch zugleich Sinn ergeben können.

Verarbeitung – Sorgfalt als Markenzeichen
Nach der Ernte werden die Blätter sortiert, von Hand gereinigt und auf Netzen getrocknet. Die Dauer und Art der Trocknung beeinflussen Farbe und Alkaloidprofil:
Schnelltrocknung im Schatten ergibt hellgrüne Pulver.
Langtrocknung in der Sonne führt zu dunkleren Farbtönen.
In Indonesien arbeiten inzwischen mehrere kleine Kooperativen nach dokumentierten Qualitätsstandards: kein Schimmel, kein künstliches Trocknen über Rauch, keine chemische Nachbehandlung.
Für kratomladen.at steht dieser Prozess im Mittelpunkt. Jede Charge wird geprüft, dokumentiert und in Europa nochmals mikrobiologisch getestet. So entsteht Vertrauen – nicht durch Werbung, sondern durch nachweisbare Arbeitsschritte.
Reinheit – Was Laborberichte wirklich sagen
Auf den ersten Blick sehen alle Pulver ähnlich aus. Doch Reinheit zeigt sich im Labor, nicht im Auge.
Unabhängige Institute in der EU testen:
Mikrobiologie: E. coli, Salmonellen, Hefen, Schimmel
Schwermetalle: Blei, Cadmium, Quecksilber, Arsen
Feuchtigkeit & Wasseraktivität: entscheidend für Haltbarkeit
Alkaloidprofil: Mitragynin-Gehalt, Verunreinigungen
Ein Prüfbericht ist kein bürokratischer Anhang, sondern ein Sicherheitsanker. Er zeigt, dass ein Produkt auf Reinheit, Schwermetalle und mikrobiologische Belastungen überprüft wurde – also nachprüfbar kontrolliert ist.
Allerdings dürfen Prüfberichte in Österreich und Deutschland nicht öffentlich veröffentlicht oder direkt verlinkt werden, da sie sonst einen mittelbaren Bezug zum Konsum herstellen könnten. Das würde den rechtlichen Rahmen sprengen, unter dem Kratom ausschließlich als botanisches oder aromatisches Produkt vertrieben werden darf.
Seriöse Anbieter führen daher alle Analysen intern und nachvollziehbar dokumentiert, um die Qualität zu sichern – ohne sie öffentlich zu zeigen oder mit Konsumzwecken zu verknüpfen.
Recht & Verantwortung – wie man Spielräume richtig nutzt
🇩🇪 Deutschland
Kratom ist nicht im Betäubungsmittelgesetz gelistet, aber nicht als Arzneimittel oder Lebensmittel zugelassen. Wer es zur Einnahme anbietet, verstößt gegen das Arzneimittelgesetz (§ 2 Abs. 1 AMG).Erlaubt bleibt der Vertrieb als botanisches oder aromatisches Produkt, sofern kein Konsumbezug besteht.
🇦🇹 Österreich
Kratom steht nicht im Suchtmittelgesetz, fällt aber unter das Arzneimittelgesetz (§ 1 Abs. 1 Z 1 AMG), sobald eine physiologische Wirkung behauptet wird. Der Verkauf ist legal, wenn klar als „nicht zur Einnahme bestimmt“ gekennzeichnet sind.
🇪🇺 Europäische Union
Es gibt keine einheitliche Regelung. Einige Länder (z. B. Dänemark, Polen) verbieten Kratom, andere beobachten. Die EMCDDA sammelt Daten zu Markt, Risiken und Forschung.
Diese Unterschiede zeigen: Der rechtliche Rahmen ist nicht einseitig restriktiv, sondern Ausdruck unterschiedlicher Vorsichtsstrategien.
Wer – wie kratomladen.at – innerhalb dieser Regeln arbeitet, zeigt Verantwortung statt Rebellion.
Warum Verantwortung Vertrauen schafft
Die Glaubwürdigkeit eines Anbieters wächst nicht mit Versprechen, sondern mit nachvollziehbarer Sorgfalt. Deshalb veröffentlichen seriöse Shops keine Wirkungsberichte oder vollständigen Prüfunterlagen, da solche Dokumente rechtlich als Hinweis auf eine mögliche Verwendung am Menschen gewertet werden könnten.
Stattdessen wird die Qualität intern durch regelmäßige Laboranalysen, Herkunftsnachweise und dokumentierte Chargenprüfung sichergestellt. Diese Form der Transparenz schützt alle Seiten – Kunden, Händler und letztlich auch die Pflanze selbst.
Nur wenn Kratom verantwortungsvoll und gesetzeskonform behandelt wird – als botanisches Produkt und nicht als Konsumware – bleibt es in Europa langfristig zugelassen und respektiert.
Der größere Kontext – Kratom und moderne Gesellschaft
Die Geschichte von Kratom ist auch eine Geschichte darüber, wie Gesellschaften mit Natur umgehen. In Südostasien steht der Baum für Ausdauer und Anpassung. In Europa zwingt er Behörden und Forschung, genauer hinzuschauen: Was passiert, wenn eine traditionelle Pflanze auf "moderne" Regulierung trifft?
Die Antwort liegt wahrscheinlich irgendwo dazwischen – zwischen Respekt vor Erfahrung und Anspruch auf Evidenz.
Blick nach vorn – Forschung statt Mythos
Mehrere Universitäten in den USA und Europa führen derzeit Projekte zur pharmakologischen Charakterisierung von Mitragynin durch. Ziel ist nicht, Kratom zu verbieten oder zu vergöttern, sondern zu verstehen, welche Chancen und Risiken es wirklich bietet.
In den kommenden Jahren werden standardisierte Extrakte, toxikologische Daten und klinische Pilotstudien mehr Klarheit schaffen.
Fazit – Kratom verdient Differenzierung
Kratom ist keine Wunderdroge und kein Schreckgespenst. Es ist eine Pflanze mit langer Geschichte, chemischer Komplexität und realem ökologischem Wert. Dass sie in Europa unter Auflagen gehandelt wird, ist kein Misstrauen, sondern ein Kompromiss zwischen Schutz und Freiheit.
Wer – wie kratomladen.at – auf nachvollziehbare Herkunft, geprüfte Reinheit und ehrliche Kommunikation setzt, hilft, das Gespräch über Kratom sachlich zu halten. So entsteht ein Bild, das endlich differenziert ist: kritisch geprüft, aber ohne Vorurteil.
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📚 Quellen
BfArM (2023): Bewertung von Kratom und Mitragynin im AMG-Kontext.
BASG (2024): Arzneimittelgesetzliche Einstufung von pflanzlichen Produkten in Österreich.
EMCDDA (2024): Kratom – Europäischer Drogenbericht.
Grundmann O. (2017): Patterns of Kratom Use and Health Impact. Frontiers in Psychiatry, DOI 10.3389/fpsyt.2017.00462.
Cinosi E. et al. (2015): Following “The Roots” of Kratom: Pharmacology and Toxicology. Frontiers in Psychiatry, DOI 10.3389/fpsyt.2015.00168.
WHO ECDD (2023): Critical Review Report on Mitragynine and 7-HMG.










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