🍃 Was ist Kratom? Eine Einführung in Mitragyna speciosa
- Stefan Schmidt

- 9. Mai
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 19. Juni
Kratom – botanisch Mitragyna speciosa – ist eine tropische Pflanze aus Südostasien, die weltweit an Aufmerksamkeit gewinnt. Doch was ist Kratom genau, woher stammt es und warum ist es so umstritten wie faszinierend?
In dieser Einführung erfährst du alles Wichtige über die Pflanze, ihre Sorten, die traditionelle Nutzung, Verarbeitung und die globale Diskussion, die sie heute umgibt.

🌿 Einordnung & Botanik
Kratom, botanisch Mitragyna speciosa, gehört zur Familie der Rötegewächse (Rubiaceae) – und ist damit eng mit der Kaffeepflanze verwandt. Die Pflanze ist ein immergrüner Baum, der in den tropischen Regenwäldern Südostasiens beheimatet ist, vor allem in:
Indonesien
Thailand
Malaysia
Myanmar
Die Bäume können bis zu 25 Meter hoch werden. Charakteristisch sind die großen, ovalen Blätter mit markanter Mittelvene, deren Farbe je nach Alter und Trocknung zwischen grün, rot und hellgrün/weiß variiert.
🗺️ Herkunft & Kulturräume
In Ländern wie Indonesien und Thailand ist Kratom seit Jahrhunderten ein Bestandteil des alltäglichen Lebens. Hier wird die Pflanze nicht als Droge, sondern als natürliches Hausmittel gesehen – häufig genutzt von:
Landarbeitern für Ausdauer
Älteren Menschen gegen Beschwerden
Mönchen zur Beruhigung oder Einkehr
Familien in ländlichen Gebieten als Pflanzenheilmittel
Diese traditionelle Anwendung wird oft mündlich weitergegeben und ist tief in der Kultur bestimmter Regionen verankert.
🔬 Inhaltsstoffe & Wirkprinzip
Die Wirksamkeit von Kratom wird primär durch zwei Hauptalkaloide bestimmt:
Alkaloid | Wirkung (laut Studien) |
Mitragynin | stimulierend bei niedriger Dosis |
7-Hydroxymitragynin | eher sedierend, schmerzlindernd |
Insgesamt wurden über 40 Alkaloide in Kratom identifiziert, deren Zusammenspiel für die Wirkung verantwortlich ist. Diese Wirkstoffe binden u. a. an μ-Opioidrezeptoren, was Kratom zu einem Stoff mit vielseitigem Potential, aber auch entsprechender Komplexität macht.
⚖️ Traditionelle Anwendung (weltweit)
In seinen Ursprungsländern wird Kratom seit Generationen verwendet – meist als:
Tee aus frischen oder getrockneten Blättern
Pulver, eingerührt in Wasser oder Speisen
gekaut in frischer Form
Berichten zufolge wurde es bei folgenden Symptomen eingesetzt:
Anwendungsgebiet | Traditionelle Nutzung (nicht EU) |
Chronische Schmerzen | zur Linderung körperlicher Beschwerden |
Müdigkeit | zur Aktivierung, besonders morgens |
Depressionen / Niedergeschlagenheit | zur Stimmungsaufhellung |
Schlafprobleme | zur Entspannung am Abend |
Opiatentzug | als Ersatz oder Hilfe bei Entzug |
⚠️ Hinweis: Diese Anwendungen sind nicht medizinisch anerkannt oder erlaubt in der EU. Sie stammen aus Ländern, in denen Kratom legal als Naturheilmittel genutzt wird.
📌 Wirkung: Unterschied je nach Sorte & Dosis
Die Wirkung von Kratom ist nicht eindeutig, sondern hängt ab von:
Sorte (Green, Red, White)
Dosis
Körpergewicht
Einnahmeform
Toleranz & individueller Biochemie
Kleine Mengen gelten als stimulierend, mittlere bis hohe Mengen als beruhigend oder entspannend. Die Wirkung setzt innerhalb von 20–40 Minuten ein und kann mehrere Stunden anhalten.
🚫 Rechtslage in Europa
In der Europäischen Union – und damit auch in Ländern wie Deutschland und Österreich – ist Kratom nicht als Lebensmittel, Arzneimittel oder Nahrungsergänzung zugelassen. Der Verkauf zur Einnahme ist nicht erlaubt. Stattdessen wird es z. B. als:
Räucherwerk
ethnobotanisches Anschauungsmaterial
botanische Sammlung
angeboten. Jeder persönliche Gebrauch außerhalb dieser Definition liegt rechtlich im Graubereich oder Eigenverantwortungsbereich und ist nicht offiziell reguliert.
🔍 Warum wird Kratom kontrovers diskutiert?
Kratom bewegt sich weltweit zwischen Naturmedizin, Substanzgebrauch und juristischer Grauzone. Während es in den USA z. B. als alternative Unterstützung gegen Opiatabhängigkeit diskutiert wird, warnen Behörden zugleich vor Missbrauchsgefahren, insbesondere bei:
extrem hohen Dosierungen
gleichzeitiger Einnahme mit Medikamenten oder Alkohol
stark verarbeiteten Kratomextrakten
Die Langzeitwirkung ist noch nicht ausreichend wissenschaftlich untersucht. Das macht die Pflanze faszinierend – aber auch fordernd im Umgang.
🧭 Fazit: Pflanze mit Potenzial – aber ohne Schwarzweiß-Antwort
Kratom ist weder nur gefährlich noch nur harmlos. Es ist eine pflanzliche Substanz mit starker kultureller Bedeutung, pharmakologischer Aktivität und medizinischem Diskussionspotenzial. Wer sich mit Kratom beschäftigt, sollte nicht auf Marketing oder Verbotsrhetorik hören, sondern sachlich informiert entscheiden.
Und genau das will dieser Blog leisten.
📚 Quellen & weiterführende Literatur
Cinosi, E. et al. (2015). Kratom (Mitragyna speciosa): chemistry, pharmacology, and toxicology in animals and humans.→ PubMed Link
Prozialeck, W.C. (2016). Update on the Pharmacology and Legal Status of Kratom.→ Journal of the American Osteopathic Association, Vol. 116, No. 12.→ PubMed Link
Grundmann, O. (2017). Patterns of Kratom use and health impact in the US—results from an online survey.→ Drug and Alcohol Dependence, 176, 63–70.→ PubMed Link
Erowid Kratom Vault – Sammlung von Erfahrungsberichten & Hintergrundwissen zur Anwendung von Kratom.→ https://www.erowid.org/plants/kratom/kratom.shtml
Kratom Science – Forschungsprojekt & Blog zu Kratom aus den USA, mit Interviews, Studien & Laboranalysen.→ https://www.kratomscience.com
European Monitoring Centre for Drugs and Drug Addiction (EMCDDA)Report: Kratom – An emerging drug in Europe (2022)→ https://www.emcdda.europa.eu
Personal communication mit Importeuren aus Kalimantan Barat (Westborneo, Indonesien)(Traditionelle Praktiken, Erntemethoden & lokale Verwendung)









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